„Kapitänsregelung“ in allen Klassen!

„Kapitänsregelung“ der Fußball-EM in allen Klassen – von Profis bis zur Jugend

Die Zustimmung ist groß

Bocholt – Die „Kapitänsregelung“ der Fußball-EM wird in allen deutschen Spielklassen eingeführt, zum Saisonbeginn – von den Profis bis hinab zur Jugend.

Das heißt konkret: Nur der Mannschaftskapitän darf sich an den Schiedsrichter wenden, um eine wichtige Entscheidung erklärt zu bekommen. Die Kapitäne sind zudem dafür verantwortlich, dass ihre Mitspieler die Unparteiischen respektieren, Abstand halten und sie nicht bedrängen. Ein Spieler, der die Rolle seines Kapitäns ignoriert, beim Referee reklamiert oder sich respektlos verhält, wird verwarnt. Das hatte bei der EM in Deutschland gut funktioniert, das kam bei Teams, Spielern, Trainern, Zuschauern und Fans gut an.

Dialog mit den Kapitänen

Es gibt eine Ausnahme: Wenn der Torwart des Teams das Kapitänsamt innehat, wird vor dem Spiel ein Feldspieler bestimmt, der den Schiedsrichter ansprechen kann, falls sich am anderen Ende des Spielfeldes eine strittige Szene ereignet. Die Unparteiischen werden ihrerseits dazu ermutigt, sich im Dialog mit den Kapitänen auszutauschen, um eine respektvolle Atmosphäre zwischen allen Parteien zu schaffen. Dadurch soll auch eine Vertrauensbasis zu den Spielern aufgebaut werden. Das teilte der Deutsche Fußball-Bund am Dienstag mit.

Die Entscheidung, die „Kapitänsregelung“ einheitlich im gesamten deutschen Spielbetrieb zu übernehmen, trafen die DFB Schiri GmbH, der DFB und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) in Gesprächen gemeinsam und einmütig. Die Regelung gilt entsprechend sowohl in den drei Profiligen der Männer als auch in den Frauen-Bundesligen, sämtlichen Amateurspielklassen, allen Pokalwettbewerben und dem Jugendbereich.

„Sie wurde bei der EURO 2024 in Deutschland erstmals umgesetzt und sorgte für einen respektvolleren Umgang mit den Unparteiischen sowie für ein positives Echo in den Medien und der Öffentlichkeit, teilte der DFB mit.

Schiedsrichter sollen präventiv agieren

Gemeinsam beschlossen wurde in den Gesprächen zudem, dass die Schiedsrichter in allen Spielklassen präventiv agieren sollen, wenn die Torhüter den Ball deutlich länger als die erlaubten sechs Sekunden mit den Händen kontrollieren, und klare Verstöße gegen diese Regelung konsequenter als bisher sanktionieren. Das Gleiche gilt für Einwürfe: Auch hier sollen die Referees proaktiv auf eine korrekte Ausführung hinwirken und eindeutig falsche Einwürfe ahnden.

Präventive Ansprachen an die Spieler im Vorfeld von Freistößen in Tornähe und Strafstößen sollen die Unparteiischen zwar vornehmen, aber nicht in dem Maße ausdehnen, wie es teilweise bei der Europameisterschaft zu beobachten war. Bei der Bemessung der Nachspielzeit sollen die Schiedsrichter die bewährte Praxis der vergangenen Saison beibehalten und verlorene Spielzeit konsequent nachspielen lassen.

Entschlossenes Vorgehen

Ebenfalls fortgesetzt werden soll das entschlossene Vorgehen der Referees gegen unsportliches Verhalten jeglicher Art. Dazu gehören nicht nur Respektlosigkeiten gegenüber den Unparteiischen, sondern beispielsweise auch Spielverzögerungen wie das Ballwegschlagen und -tragen. Auch die konsequente Ahndung gesundheitsgefährdender Foulspiele mit der Roten Karte, wie sie in der vergangenen Saison praktiziert wurde, soll weiterhin erfolgen.

Jürgen Stratmann, Trainer von BW Dingden, begrüßte es auf jeden Fall begrüßen, dass die Regel auch in der Landesliga zum Tragen kommen würde. „Der erste Eindruck ist gut“, sagt er über die EM-Spiele. Einen Vorteil sieht er darin, „dass die Spielfortsetzung zügiger ist. Das ist ein positiver Aspekt“.

Mit der nötigen Konsequenz

Aber: „Es müsste Konsequenzen haben, wenn sich Spieler nicht daran halten. Dann müsste es eigentlich sofort eine Verwarnung geben, dann könnte es eine gute Regel werden.“ Genau das sieht die neue Regel auch wenn. „Denn wenn weiter gemeckert wird und nichts geschieht, dann ist das falsch. Die Regel muss mit der nötigen Konsequenz angewendet werden“, so Stratmann.

„Höhere Wertschätzung“

Sehr positiv sieht auch Björn Mehnert, der neue Coach des Regionalligisten 1. FC Bocholt, die neue Regel. „Wenn ich den Fußball mit dem Handball vergleiche, dann wird beim Handball die Entscheidung des Schiedsrichters viel mehr akzeptiert.“ Gerade durch das „vor den Ball stellen“, was beim Handball nicht erlaubt ist, kommt es zu einer Unsportlichkeit.

„Durch die neue Regel bekommt nun auch der Schiedsrichter beim Fußball eine höhere Wertschätzung, es wird weniger diskutiert, und es gibt eine klare Regelung, wer etwas sagen darf. Das ist gut so“, sagt Mehnert. Dass durch die neue Regel die Emotionalität etwas verloren gehen könnte, glaubt er nicht. „Vielleicht führt sie aber dazu, dass mehr Fußball gespielt und weniger diskutiert wird.“

„Regel gefällt mir“

Zustimmung gibt es auch von David Kraft, Coach des A-Kreisligisten Westfalia Anholt. „Die Regel funktionierte bei der EM ja recht gut. Sie gefällt mir“, sagt Kraft. Er hat auch festgestellt, dass „das Rumgewälze und Geschreie nach Fouls aufgehört hat“.

Bericht: BBV-Ausgabe vom 17.07.24
Fotos: TuS Stenern